Von Perth nach Coral Bay
Nach einem ruhigen 17 Stunden Flug konnten uns unsere Freunde Gudrun und Jürgen am Flughafen in Perth in Empfang nehmen. Die beiden leben seit 1982 in Australien und sind inzwischen eingebürgert.
Da der Flug aus Frankfurt über Singapur um 00:30 Uhr Ortszeit ankommt, wurde die Nacht natürlich sehr kurz. Am nächsten Tag erwartete uns australisches Spätsommerwetter, also so 2 6°C im Schatten. Wir mussten noch einpaar Dinge einkaufen, denn dann ging es nach Norden. So knappe 1200 KM, da fängt in Australien die Fernreise an. Aber für einen Drink im Sail & Anchor in Fremantle reichte die Zeit dann doch. Dort gibt es etwas ganz seltenes: Bier mit richtigem Schaum! Red Back Spider Light, wird wie ein Weissbier mit einem Stück Zitrone genossen.
Nach einem sehr frühen Frühstück packten wir dann ein, Gepäck für fünf Personen, Erfrischungsgetränke (alkoholfrei und alkoholisch) sowie Esswaren. Wir wussten nicht, ob es in Coral Bay gut sortierte Geschäfte gibt, daher kam alles in die Eskies. Kein Australier verlässt sein Haus ohne Eskie im Auto. Ein Eskie ist einfach eine Kühlbox, die schon bei der üblichen Entfernung von Haus zum Supermarkt benötigt wird. Die ersten dieser Boxen auf dem australischen Markt hiessen Eskimo, daher Eskie. Da Jürgen sich noch ein Boot samt Trailer geliehen hatte, konnten wir alles verstauen und uns auf den Weg machen.
Zunächst sollte uns der Weg nach Monkey Mia führen, dort kommen seit Jahren Delphine zum Frühstück ans Ufer. Auf dem Weg dorthin machten wir Station bei den Pinaccles, das ist ein Ansammlung von Felsspitzen, die aus dem Sand schauen. Ein überdimensionales Nagelbett, direkt am Meer.
Nach dieser Besichtigungspause wurde es aber Zeit, es waren noch 300 KM bis Monkey Mia und in Australien wird es immer so früh und schnell dunkel. Die grösste Gefahr stellen die bis dahin schlafenden Kängeruhs da, die dann die Strasse queren. Im Gegensatz zu den bei uns heimischen Wildarten springen diese Tierchen ja in ihrer Fortbewegung und kommen dann von oben angesaust. Aber wir kamen in guter Verfassung in Monkey Mia an. Am nächs ten Morgen ging es sofort zum Strand, Delphine sind pünktlich! So gegen 7:00 Uhr an jedem Morgen erscheinen sie seit Jahren in wechselnder Besetzung und holen sich ihr Futter ab. Leider dürfen die Besucher nur in Begleitung der Ranger an den Strand, da die Delphine mit allen möglichen Sachen gefüttert wurden und einige qualvoll verendeten.
Nach einem Tag und einer weiteren Nacht nahmen wir das letzte Stück Weg nach Norden in Angriff. Über den Highway ging es durch ein sehr dünn besiedelte Gegend (alle 200 KM eine Tankstelle) zum Ningaloo Reef. Das ist das Barrier Riff Westaustraliens. Über ca. 200 - 250 KM erstreckt es sich von Exmouth im Norden bis hinunter nördlich von Coral Bay. Grosse Teile des Riffs sind geschützt, um den Fortbestand der Korallen zu sichern. Während der Reise hatten wir schon einen leichten Anstieg der Temperaturen bemerkt, aber da moderne Autos ja eine Klimaanlage haben, wurde uns erst am nächsten Tag bewusst, das wir uns dem Äquator ein ganzes Stück genähert hatten. Im Schatten waren 40°C tagsüber normal, und wenn man nicht im Schatten war, wurde es auch leicht mal über 50°C heiss. Das Wasser bot mit 28°C auch nicht direkt eine Erfrischung, da mussten wir schon bis zum Abend warten. Das war auch der Grund, warum ich in der Vorbereitung auf meinen ersten Marathon die Trainingseinheiten um 6:00 Uhr morgens lief, ab 8:00 wurde es doch schon wieder muckelig. 
Da wir das Boot bei hatten, fuhren wir auch schon mal zum fischen hinaus. da hatten wir mit Ausnahme eines Tages aber kein Glück. Normal war auch, das der einzige, der kaum Ahnung vom angeln hat, den grössten Fisch an Land bzw. ins Boot zog. Fast genau so spannend wie das angeln war das beobachten der grossen Schildkröten. Wenn sie zum Luft holen ihren Kopf aus dem Wasser streckten, sah es so aus, als wäre E. T. zu Besuch gekommen. Delphine liessen sich nicht sehen, dafür schwammen in einem bei Ebbe zurückbleibenden Bassin junge Riffhaie, die aber wussten, das sie uns nichts tun dürfen und vor uns flüchteten.
Das auch kleine Kreaturen imstande sind, grosses zu leisten, sahen wir auf der Fahrt ins 150 KM entfernte Exmouth. Termiten hatten über die J ahre Hügel gebaut, die der Landschaft ob ihrer Grösse den einzigartigen Charakter geben. In Exmouth gibt es eine alte Flakbatterie, die aus dem 2. Weltkrieg stammt. Japanische Flugzeuge versuchten vom Meer her anzugreifen, obwohl es ausser Perlenfischerei keine Industrie dort gab. Dafür hat man heute einen Superblick von dort oben auf die ersten Korallenbänke, die dann südwärts ziehend das Ningaloo Reef bilden.
Da uns in den Nachrichten ein Zyklon avisiert wurde, das ist die Südhalbkugelausführung eines Hurrikan, machten wir uns doch schon einen Tag eher auf den Heimweg. Das Problem dieser Stürme ist der Regen, den sie in das ausgetrocknete Land mitbringen und der dort zu Überflutungen führt. Diese können auch fernab des Sturmes auftreten, so ist es keine Seltenheit, das an der Strasse mitten in der Wüste ein Pegel steht, an dem man die Wassertiefe ablesen kann. Da das Wasser in dem Betonartig trockenem Boden nicht einsickert, ist der Weg oft für 1 - 2 Wochen versperrt.
Auf dem Weg nach Perth übernachteten wir auf einer Farm. ‘Eurardy Station’. Das zur Farm gehörende Land hat immerhin 28.000 Hektar, der Farmer kennt es komplett auch nur aus der Luft. Wir waren zum BBQ (Barbecue) angemeldet. Leider steht der Farmer auf Mutton Chops, Hammelkoteletts, die auch vom Grill nichts von ihrem ganz eigenen Geschmack verlieren. Aber am nächsten Tag waren wir ja in Perth, die Zivilisation hatte uns wieder.
So hatten wir nach einer weiteren Übernachtung nur noch 450 KM bis Albany. Dieser an der Südwestküste Westaustraliens liegende Ort hat einen Naturhafen und ist noch wichtig für den Umschlag des im Hinterland angebauten Weizens. Der Ort ist das Oberzentrum für den Bezirk mit ca. 10.000 Einwohnern in der Stadt und 20.000 im Bezirk. In der Industriezone ist alles für bauen und wohnen zu bekommen, auch diverse Grosshändler für die Versorgung der Landwirtschaft tummeln sich dort.
Dort ko nnten wir das von unseren Freunden neu gebaute Haus bewundern und unsere Zi mmer für die nächsten Tage beziehen. Da wir nun schon zum vierten Mal in Albany waren, kam es uns doch angenehm bekannt vor. So hatten wir viel Zeit für die Erkundung der Umgebung, davon gab es reichlich, manches konnte man unaustralisch zu Fuss erreichen. Ganz in der Nähe ist die Strawberryfarm, dort war für Jahrzehnte der Sitz des Gouverneurs. Die Besiedlung durch die Engländer ist erst gut 200 Jahre her, es waren keine Straftäter aus England.
An der Küste zurück Richtung Westen war der eigentliche Reichtum der Gegend zu Hause, riesige Wälder mit Karri und Jarrah, das sind Eukalyptus - Arten. Dort wurde Holz für die Bauindustrie Europas geschlagen, die Schwellen der Londoner U-Bahn sind aus diesem unglaublich harten Holz gesc hnitten worden. Aber diese Zeiten sind fast ganz vorbei, die Wälder erholen sich im Moment wieder von dem Kahlschlag. In Pemberton zeugt ein Museum von dieser Zeit, da die Sägen noch nicht von Motoren angetrieben wurden. Das man aus dem Holz auch schöne Sachen machen kann, zeigen Künstler gerne. So findet in Denmark, einem kleinen Ort in der Nähe von Albany regelmässig eine Ausstellung von Woodartists statt.
An der Küste entlang Richtung Nordwest liegt der von vielen Weingütern umgebene Ort Margaret River. Dort sind im Spätsommer und Frühling die Surfer zu Hause, die Wellen sind dann gigantisch. Auch ein g rosser Teil des westaustralischen Weinanbaus profitiert von den frischen Winden an der Küste und dem hier doch häufiger fallendem Regen. Einige Weingüter haben sich das Marketing ganz gross auf ihre Fahne geschrieben und bieten ausser der Weinverkostung noch eine in dieser Gegend nicht vermutete Restauration an, wie z. B. Xanadu Wining.
Ei n Stück weiter nach Süden kommt man zu dem angeblich meistfotografiertem Objekt Westaustraliens, dem ‘ Old Waterwheel ’ in Augusta. Dort soll auch die Grenze zwischen Indischen Ozean und Südpazifik verlaufen. Auch wenn das nicht so genau zu prüfen ist, am Cape Leeuwin ist es trotzdem schön.
So gingen dann 4 Wochen Urlaub zu Ende, in denen wir viel gesehen und erlebt haben. Da unsere Freunde inzwischen nach Tasmanien umgezogen sind, gibt es irgendwann mal einen Bericht von dort.
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